Künstliche Intelligenz in der Immobilienwirtschaft: Revolution oder Evolution? Chancen, Herausforderungen und der Weg in die Zukunft
- woonig
- 17. Juni
- 4 Min. Lesezeit
Die Immobilienbranche, die oft als konservativ bei der Einführung neuer Technologien galt, erlebt aktuell einen bedeutenden Wandel durch Künstliche Intelligenz (KI) und Automatisierung. Prognosen zeigen, dass KI-basierte Innovationen bis 2030 zu einem signifikanten Wachstum des deutschen BIPs führen könnten, und auch die Immobilienwirtschaft bleibt davon nicht unberührt. Dieser Artikel beleuchtet die vielfältigen Möglichkeiten, die KI für die Branche bietet, sowie die Herausforderungen, die es zu meistern gilt.

Enorme Chancen: Wie KI die Immobilienbranche verändert
Der Einsatz von KI in der Immobilienbewirtschaftung nimmt eine besondere Stellung ein, da dieses Managementebene eine Scharnierfunktion zwischen objektbezogenen Aktivitäten im Facility Management und der übergeordneten Wertperspektive des Asset Managements hat. KI kann in allen Phasen des Immobilienzyklus grosse Mehrwerte schaffen.
Prozessautomatisierung: Effizienzsteigerung auf Knopfdruck
Automatisierte Dokumentenverarbeitung: KI analysiert automatisch Verträge, Abrechnungen und Eigentumsnachweise. Das spart nicht nur Zeit, sondern reduziert auch manuelle Fehler und verbessert die Datenqualität erheblich.
Chatbots und virtuelle Assistenten: Digitale Assistenten beantworten rund um die Uhr häufige Mieteranfragen – zum Beispiel zu Mietzahlungen, Reparaturen oder Formularen – und entlasten dadurch das Service-Team.
Automatisierte Kommunikation: Ob Mietfälligkeiten, Terminerinnerungen oder individuelle Mitteilungen – KI generiert und versendet Nachrichten automatisiert und personalisiert an Mieter und Dienstleister.
Workflow-Automatisierung: Wiederkehrende Aufgaben wie Mietanzeigen, Besichtigungskoordination oder die Organisation von Umzügen lassen sich mithilfe von KI effizient automatisieren.
Intelligentes Mietermanagement: Objektiv und personalisiert
Mieter-Screening und -Auswahl: KI-Algorithmen analysieren Bonitätsdaten, Mieterhistorien und weitere Quellen, um die Auswahl geeigneter Mieter zu erleichtern, Risiken zu minimieren und Vermietungszeiten zu verkürzen.
Personalisierte Dienstleistungen: Durch die Analyse des Mieterverhaltens erkennt KI individuelle Präferenzen und schlägt passende Services oder Angebote vor.
Verwaltung von Mietverträgen: Verlängerungen, Fristen und vertragsspezifische Klauseln werden durch KI automatisch überwacht. So werden relevante Termine zuverlässig eingehalten.
Vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance)
Früherkennung technischer Probleme: Sensoren in Gebäuden liefern kontinuierlich Daten zu Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Gerätevibrationen. KI analysiert diese Daten und erkennt Anomalien frühzeitig.
Optimierte Wartungsplanung :Durch die Vorhersage von Wartungsbedarf können ungeplante Ausfälle verhindert und die Lebensdauer von Anlagen verlängert werden.
Effizienter Einsatz von Ressourcen: Wartungsteams werden gezielt dort eingesetzt, wo der tatsächliche Bedarf besteht – das senkt Kosten und erhöht die Betriebssicherheit.
Immobilienbewertung und dynamische Preisgestaltung
Objektive Immobilienbewertung: KI analysiert historische Marktdaten, Standortfaktoren und Objektmerkmale und liefert auf dieser Basis präzise Bewertungen.
Optimierung der Mietpreise: Durch den Abgleich von Angebot und Nachfrage, Lagequalität und Vergleichsmieten empfiehlt KI marktgerechte Mietpreise in Echtzeit.
Marktanalysen und Zukunftsprognosen: KI erkennt Markttrends frühzeitig und unterstützt bei Investitionsentscheidungen durch verlässliche Prognosen.
Energieeffizienz und Smart Building Management
Energieoptimierung in Echtzeit: KI überwacht und steuert den Energieverbrauch von Gebäuden automatisch, um Kosten zu senken und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Anpassung des Raumklimas: Anwesenheit, Wetterdaten und Nutzerpräferenzen werden berücksichtigt, um das Raumklima optimal einzustellen.
ESG-Monitoring und Reporting: KI sammelt und analysiert relevante Daten für Umwelt-, Sozial- und Governance-Kennzahlen – essenziell für nachhaltige Immobilienstrategien.
Sicherheit durch intelligente Systeme
Erkennung von Anomalien: Durch Videoanalyse und Sensorik kann KI ungewöhnliche Bewegungen oder Aktivitäten erkennen und sofort reagieren.
Smarte Zugangskontrollen: KI-gestützte biometrische Systeme ermöglichen eine sichere und effiziente Zutrittskontrolle für Gebäude.
Nachhaltigkeit und Smart Building Management
KI lässt sich nahtlos in Smart-Home- und Smart-Building-Management-Systeme integrieren, um den Energieverbrauch zu optimieren und Sicherheitsfunktionen sowie den Wohnkomfort zu verbessern.
Durch die Überwachung von Energieverbrauchsdaten erkennt KI Muster und Trends und gibt Empfehlungen zur Verbesserung der Energieeffizienz.
Automatisierte Gebäudeüberwachung kann Mängel in Echtzeit dokumentieren und Massnahmen vorbereiten.
Bewältigung des Fachkräftemangels
KI wird als vielversprechendes Instrument gesehen, um Ressourcen freizusetzen und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, da sie repetitive Aufgaben übernehmen kann. 79% der Befragten sprechen KI die Fähigkeit zu, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Herausforderungen: Der Weg zur KI-Integration

Trotz der vielversprechenden Potenziale stehen Immobilienunternehmen bei der KI-Implementierung vor verschiedenen Hürden:
Mangelhafte Datenqualität und -integration: Eine der grössten Herausforderungen ist die intransparente Datenstruktur und mangelnde Datenqualität. Wichtige Daten liegen oft in „Silos“ (getrennten Datenbanken oder Excel-Listen) vor und sind nicht effizient integriert, was die digitale Transformation bremst. KI-Systeme benötigen jedoch qualitativ hochwertige und ausreichend vorhandene Daten, um belastbare Ergebnisse zu erzielen.
Hohe Implementierungskosten: Die Anfangsinvestitionen für neue Technologien, die Umrüstung bestehender Gebäude und die Schulung der Mitarbeiter sind hoch. Digitalisierungsbudgets geraten oft unter Druck, was langfristige Projekte erschwert.
Technische Komplexität und fehlendes Know-how: Die Integration neuer KI-Technologien in veraltete, nicht integrierte Softwaresysteme ist oft komplex. Zudem fehlt es vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen an technischem Know-how und qualifiziertem Personal.
Mangelnde Nutzerakzeptanz und ethische Bedenken:
Die Akzeptanz bei Mitarbeitern und Nutzern ist entscheidend. Viele befürchten den Verlust ihres Arbeitsplatzes oder haben Bedenken hinsichtlich neuer Arbeitsprozesse.
Der Mangel an persönlichem Kontakt durch automatisierte Dienste kann zu Entfremdung führen. Ethische Aspekte, Datenschutz und Datensicherheit sind wichtige Bedenken. Es besteht das Risiko von Cyberangriffen und unerlaubtem Datenzugriff. Allerdings sehen nur 19% der Befragten Datenschutz, Datensicherheit oder ethische Themen als grösste Herausforderung, und der Datenschutz für KI-Tools sollte wie bei jeder anderen Software gehandhabt werden.
Transparenz und Nachvollziehbarkeit von KI-Entscheidungen: Ein Grossteil der Immobilienwirtschaft sieht die fehlende Transparenz und Nachvollziehbarkeit von KI-Entscheidungen als wesentliche Hürde.
Fazit: Eine Zukunft mit KI – aber mit Bedacht
Die Zukunft der Immobilienverwaltung ist untrennbar mit Künstlicher Intelligenz und Automatisierung verbunden. KI bietet das Potenzial, schneller und sicherer zu effizienten und präzisen Entscheidungen zu gelangen, Bewirtschaftungskosten zu senken und die Kundenerfahrung zu verbessern. Unternehmen, die diesen Wandel aktiv gestalten, indem sie in Datenqualität, Mitarbeiterentwicklung und strategische Implementierung investieren, werden ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken und neue Geschäftsmöglichkeiten erschliessen. Es gilt, die Herausforderungen mit gezielter Planung und Anpassung zu meistern, denn der Nutzen übersteigt den Aufwand bei weitem.
Verwendete Quellen
Abella y Clausen, Ricardo. (2023, 12. Oktober). Bestandsbewirtschaftung und Künstliche Intelligenz – Wie Property Manager sich mit dem Einsatz der Technologie befassen können. blackprint Blog.1
(Anmerkung: Der direkte Link zum Artikel war in der Quelle nicht explizit aufgeführt, es ist jedoch Teil des blackprint Blogs.)
Das-Immobilien-Magazin Redaktion. (2024, 28. Oktober). Die Zukunft der Immobilienverwaltung: KI und Automatisierung. Das Immobilien Magazin.23
(Anmerkung: Der direkte Link zum Artikel war in der Quelle nicht explizit aufgeführt, es ist jedoch Teil von Das-Immobilien-Magazin.com.)
ZIA (Zentraler Immobilien Ausschuss) & EY Real Estate. (2024, September). Digitalisierungsstudie 2024: KI – ein „Game Changer“ in der Immobilienwirtschaft?. ZIA-Deutschland.de.4...
(Anmerkung: Die Studie wurde von Aygül Özkan (Hauptgeschäftsführerin ZIA), Dr. Alexander Hellmuth (Partner, EY Real Estate) und Oliver Schweizer (Partner, EY Real Estate) verantwortet.)
Schweizerischer Bundesrat (Bundesamt für Umwelt BAFU). (2022). Umwelt Schweiz 2022. BAFU.7...
Verfügbar unter: www.bafu.admin.ch/ub2210
Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI. (o. J.). Forschung und Innovation in der Schweiz. SBFI.11
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